Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich



Mag. Elisabeth Svoboda
                                                                                                   

Das Bild vom Barmherzigen Jesus

I
mmer wieder kann man irgendwo dieses Bild sehen, diese Jesus-Darstellung. Es ist ein recht bekanntes Bild. Vielleicht hat sich mancher schon gefragt, was das für ein Bild ist. Es ist tatsächlich ein ganz besonderes Bild. Es ist ein "Gnadenbild" – so wie es auch oft an einem Wallfahrtsort ein besonderes Bild, eine besondere Statue gibt, zum Beispiel in Mariazell die Mariazeller Madonna. Ein Gnadenbild ist etwas, das meist eine besondere Entstehungsgeschichte hat oder mit einem bestimmten Ereignis verbunden ist, und viele Menschen machen immer wieder die Erfahrung, daß sie, wenn sie vor einem solchen Bild beten, besondere Gnaden, Hilfe von Gott bekommen.

Dieses Bild ist das sogenannte "Bild vom Barmherzigen Jesus".
Sr. Faustyna Kowalska (auch oft Faustine genannt) ließ es im Auftrag Jesu malen. Wer ist Sr. Faustyna? Sie lebte von 1905 bis 1938 in Polen. Sie lebte dort in einem Kloster. Sie hatte eine tiefe Beziehung zu Jesus und hatte Einsprechungen von Jesus, die sie in ihrem bekannten "Tagebuch"* aufgeschrieben hat. Sie wurde im Jahr 2000 heiliggesprochen. Das Original des Bildes befindet sich in Krakau – Lagiewniki.

Auf  dem Bild sind ein weißer und ein roter Strahl zu sehen, die vom Herzen Jesu aus- gehen. sie bedeuten Wasser und Blut, das nach Jesu Tod aus seiner Seitenwunde floß. Sie bedeuten einen Gnadenstrom, der aus dem Herzen Jesu auf die Menschen ausgeht. Jesus sagte über das Bild – unter anderem: "Ich überreiche den Menschen ein Gefäß, mit dem sie zur Quelle der Barmherzigkeit um Gnaden kommen sollen. Das Gefäß ist dieses Bild mit der Unterschrift: Jesus, ich vertraue auf Dich." (Tagebuch Nr. 327).

Mancher stößt sich vielleicht am künstlerischen Stil des Bildes. Jesus sagte: "Nicht in der Schönheit der Farben oder des Pinselstrichs liegt die Größe dieses Bildes, sondern in Meiner Gnade (TB 313).

Kardinal Dr. Christoph Schönborn hielt 2007 im Wiener Stephansdom eine Katechesenreihe zum Thema "Barmherzigkeit". Davor sagte er in einem Interview in Bezug auf Sr. Faustyna und dieses Bild: "Ich gestehe, daß ich früher skeptisch, sehr mißtrauisch war gegenüber diesen Privatoffenbarungen und diesem Herz-Jesu-Bild. Seit ich jedoch vor einigen Jahren begonnen habe, regelmäßig die Tagebücher der Sr. Faustyna zu lesen, und auch das Echo bedenke, das diese Tagebücher im Leben von Papst Johannes Paul II. gehabt haben, seitdem hat sich meine Einstellung grundlegend verändert. Ich halte Sr. Faustyna für eine der ganz großen Heiligengestalten des 20. Jahrhunderts ... Man kann Sr. Faustyna in die Reihe der großen Heiligengestalten der Kirche stellen, sie ist geistlich sehr verwandt mit Therese von Lisieux und ganz nahe der Katharina von Siena." (Zeitung "Der Sonntag", die Zeitung der Erzdiözese Wien", Nr. 40/2007).

Und in der ersten dieser Katechesen zitiert Kardinal Schönborn aus der Predigt von Papst Johannes Paul II. anläßlich der Einweihung der neuen Basilika in Lagiewniki im Jahr 2002: "Wie dringend braucht die heutige Welt das Erbarmen Gottes. Aus der Tiefe des menschlichen Leids erhebt sich auf allen Erdteilen der Ruf nach Erbarmen. Wo Haß und Rachsucht vorherr- schen, wo Krieg das Leid und den Tod unschuldiger Menschen verursacht, überall dort ist die Gnade des Erbarmens not- wendig, um den Geist und das Herz der Menschen zu versöhnen und Frieden herbeizuführen (...) In diesem Heiligtum möchte ich daher heute die Welt feierlich der Barmherzigkeit Gottes weihen mit dem innigen Wunsch, daß die Botschaft von der erbarmenden Liebe Gottes, die hier durch Schwester Faustyna verkündet wurde, alle Menschen der Erde erreichen und ihre Herzen mit Hoffnung erfüllen möge. Jene Botschaft möge, von diesem Ort ausgehend, überall in unserer geliebten Heimat und in der Welt Verbreitung finden. Möge sich die Verheißung des Herrn Jesus Christus erfüllen: Von hier wird ein Funke hervorgehen, der die Welt auf Mein endgültiges Kommen vorbereitet. Diesen Funken der Gnade Gottes müssen wir entfachen und dieses Feuer des Erbarmens an die Welt weitergeben. Im Erbarmen Gottes wird die Welt Frieden und der Mensch Glückseligkeit finden!" (Manuskript der Katechesen).

Wenn jemand wieder einmal auf ein solches Bild vom Barmherzigen Jesus stößt, kann er ihm nun vielleicht besondere Aufmerksamkeit widmen. Gehen wir zur Quelle und lassen wir uns mit Gnaden beschenken!

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* Kongregation der Schwestern der Muttergottes der Barmherzigkeit (Hrsg.): Tagebuch der Schwester Maria Faustyna Kowalska. 5. Aufl. Hauteville/Schweiz: Parvis-Verlag, 2000.

       

 

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