Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
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Mag. Elisabeth Svoboda                                                                                                                         alle Artikel          Startseite

Kommt eine christenfeindliche Gesellschaft ?

Wir leben im sogenannten Christlichen Abendland. In weiten Teilen davon, auch in unserem Land, war das gesellschaftliche Leben, die Öffentlichkeit, die Kultur lange Zeit stark vom Christentum geprägt. Die Kirche insgesamt und der Glaube des einzelnen waren eingebettet in eine umfassende Atmosphäre der Selbstverständlichkeit und der Anerkennung. Unter diesen Voraussetzungen war das Christsein gewissermaßen eine leichte Sache.

Diese Voraussetzungen ändern sich jedoch zunehmend. Selbstverständlichkeit und Anerkennung verschwinden. Die Öffentlichkeit entledigt sich der Zeichen ihrer früheren Verflochtenheit mit der Kirche. Und der aufmerksame Beobachter dieser Entwicklung erkennt nicht nur eine neutrale Entflechtung, sondern da und dort Anzeichen eines stärker werdenden Druckes auf das Christentum.

Man kann in verschiedener Form versuchen, dagegen anzukämpfen – durch diverse Initiativen, durch Gebet. Der weitere Verlauf kann dadurch gewiß stark beeinflußt werden. Aber wird man diese Entwicklung ganz aufhalten können? Wenn nicht, wie geht es dann weiter?

Natürlich ist man angesichts einer solchen Situation  besorgt, beunruhigt, über manches vielleicht empört. So schlimm es auch ist, eines ist es aber jedenfalls nicht: ungewöhnlich. Denken wir an die Situation  der Christen in vielen Ländern in der Gegenwart; denken wir zurück an zahlreiche Zeitspannen der Bedrängnis während der langen Geschichte der Kirche; denken wir schließlich ganz zurück an die Zeit der Apostel und der Urkirche.

Jesus selbst sagte es schon voraus und bereitete uns darauf vor: "Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehaßt werden ..." (Mt 10,22). "Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe." (Lk 10,3). "Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen ..." (Joh 15,20). "In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt." (Joh 16,33).

Als Christ, wegen seines Christseins Nachteile zu haben, bedrängt, verfolgt zu werden, gehört also – wenn auch nicht ständig und nicht an allen Orten und in unterschiedlicher Intensität  – zum Christsein dazu; ist eine wesentliche Komponente des christlichen Daseins.

Wir müssen uns umstellen, uns auf eine neue Situation einstellen. Wir müssen lernen, auch ohne äußere Unterstützung und ohne Wohlwollen unseren Glauben zu leben. Wir müssen uns darauf einstellen, daß uns nicht mehr wie bei einem Schnee- pflug der Weg gebahnt wird, auf dem wir dann bequem gehen können. Es muß uns ganz im Gegenteil bewußt werden, daß es eigentlich unsere eigene Aufgabe ist, selbst wie ein Schneepflug für andere vorauszustapfen, um ihnen den Weg zu bah- nen, zu zeigen. Die "Welt" ist nicht für uns da, sondern wir sind für die "Welt" da.

Gehen wir dabei einer schweren, freudlosen Zeit entgegen? Schwer vielleicht, freudlos nicht unbedingt:

"Sie ... riefen die Apostel herein und ließen sie auspeitschen; ... Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, daß sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden." (Apg 5,40-41).

Schwierigkeiten, Bedrängnis bewirkt immer auch inneres Wachstum, Vertiefung, Reifung. Der Blick schärft sich für das Wesentliche, für das, was wirklich wichtig und gut ist. Somit wird auch die Freude tiefer, reifer. Man freut sich nun über ganz andere Dinge, über das wirklich Gute, das, was im Hinblick auf Christus und auf das Ewige Leben wichtig und gut ist.

Christus will, daß wir zu ihm stehen, auch unter schwierigen Bedingungen. Wenn wir Christus, unseren Herrn, lieben, möchten wir das gerne tun. Und wir freuen uns, wenn es uns gelingt. So freuten sich auch die Apostel. Es war für sie eine Ehre, daß sie Zeugnis für ihren Herrn, den sie liebten, ablegen konnten.

Wenn wir auch in das äußere Wohlwollen nicht mehr eingebettet sind, so dürfen wir uns doch im rauhesten Umfeld noch eingebettet fühlen – in beste kirchliche Tradition, in das Wissen um eine ganz ursprüngliche urkirchliche Daseinsweise, eingebettet in die Freude und Würde echter Christusnachfolge.

 

 

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