Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich



Mag. Elisabeth Svoboda                                                            

Der Prunk in der Kirche

Die Kirche predigt, an der Heiligen Schrift orientiert, Einfachheit, Bescheidenheit; man soll nicht am Reichtum hängen; man soll den Armen, Notleidenden helfen. Ordensleute geloben besondere Armut.

Bei der Kirche selbst aber findet man Gegenstände aus Gold und mit Edelsteinen besetzt, kostbare, prunkvolle Gewänder; viele Kirchengebäude sind Prachtbauten.

Viele stoßen sich daran. Paßt das zusammen? Ist das nicht ein Widerspruch? Hält sich die Kirche selbst nicht an das, was sie von anderen verlangt?

Der heilige Franziskus von Assisi, Sinnbild eines Lebens in Armut, hat einige Schriften verfaßt und schreibt in seinem ersten "Brief an die Kustoden": "Ich bitte euch noch inständiger, als wenn ich für mich selber bäte, ihr möchtet doch ... die Kleriker in Demut anflehen, daß sie den heiligsten Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus sowie seine heiligen niedergeschriebenen Namen und Worte, die den Leib heilig gegenwärtig setzen, über alles verehren sollen. Die Kelche, die Korporalien, den Altarschmuck und alles, was zum Opfer gehört, sollen sie in kostbarer Ausführung haben." 1

Das Kostbare, Prächtige, das es in der Kirche, in der Liturgie gibt, ist nicht einfach das, was man weltlich betrachtet als Reichtum, Wohlhabenheit, Luxus bezeichnen würde. Es ist etwas anderes. Es ist bezogen auf Gott, auf das Überirdische, auf den Himmel. Es soll zeigen, daß es in der Liturgie, bei der Hl. Messe um etwas ganz Besonderes, um ein übernatürliches Geschehen geht; daß sich hinter dem, was man mit den Augen sieht, noch eine ganz andere, übernatürliche, himmlische Dimension verbirgt. Es soll eine Ahnung des Himmels zum Ausdruck gebracht werden.

Das Kostbare in der Kirche hat auch mit Ehrfurcht zu tun. Der Leib und das Blut Christi ist das Kostbarste, das es gibt. Dafür hält man würdige Gefäße, die sich von anderen abheben, für angebracht.

Ebenso sollen auch die Kirchenbauten - je nach Empfinden der jeweiligen Epoche ihrer Entstehung - das Überirdische und die Ehrfurcht vor dem darin befindlichen Allerheiligsten und dem darin stattfindenden Geschehen, der Eucharistiefeier, zum Ausdruck bringen.

Die prächtigen Gewänder bei der Hl. Messe dienen nicht der Selbstdarstellung des Priesters. Sie sollen nicht den Priester als Mensch hervorheben. Sie sollen, ganz im Gegenteil, zum Ausdruck bringen, daß hier der eigentlich Handelnde Christus ist, dem alle Ehre gilt.

So heißt es auch in einem Buch über Liturgie: "Eine weitere zeichenhafte Bedeutung darf darin gesehen werden, daß in den Liturgen (also den Priestern, Anm.) der Hohepriester Christus tätig wird, dessen Werkzeug sie sind und dessen Person sie repräsentieren (vgl. LK 7). In der Feier der heilbringenden Mysterien ist Christus der Ersthandelnde, hinter dem Subjekt und Subjektives des menschlichen Priesters zurückzustehen hat, was durch die Verhüllung mit der liturgischen Gewandung angedeutet wird. Insofern hat diese eine mystagogische Bedeutung, d.h., sie ist für das Verstehen und Erleben des Mysteriums hilfreich. Auf jeden Fall will sie nicht ihren Träger glorifizieren ("Personenkult"), sondern auf seine Indienstnahme durch Christus hinweisen." 2

Wenn uns wie dem hl. Franziskus die Erhabenheit Christi so sehr bewußt ist, daß wir ihm alle Ehre erweisen, so werden auch die Worte und Weisungen von Christus, die in der Heiligen Schrift stehen, für uns von so großer Bedeutung sein, sodaß, wie beim hl. Franziskus, Einfachheit und Bescheidenheit unser Leben prägen werden.

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ROTZETTER, Anton (Hrsg.): MANSELLI, Raoul: Franziskus. Der solidarische Bruder. Zürich, Einsiedeln, Köln: Benzinger, 1984.
2 ADAM, Adolf: Grundriß Liturgie. 4. Aufl. Freiburg i.Br.: Herder, 1985, S. 75.



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