Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich


Mag. Elisabeth Svoboda
                                                                                                              

Das Skapulier


In der katholischen Kirche gibt es eine Tradition, daß Menschen zwei kleine Stoffstücke um den Hals tragen - ein Skapulier. Was ist das Skapulier? Es gibt verschiedene Skapuliere. Das bekannteste ist das Braune Skapulier, das mit dem Karmelitenorden in Verbindung steht. Dieses Skapulier besteht aus zwei viereckigen, braunen Stücken aus gewebter Schafwolle, wenige Zentimeter groß, mit Bändern verbunden. Meist ist darauf ein Bild der Muttergottes und eines von Jesus angebracht. Man trägt es um den Hals, einen Teil vorne, einen Teil hinten.

Lateinisch "scapulae" sind die Schultern. Abgeleitet hat sich dieses Skapulier vom Ordensgewand der Karmeliten, vom Skapulier, das ein Teil des Ordensgewandes ist, ein Überwurf über das Gewand.

Der heilige Simon Stock lebte im 12./13. Jh. in England und war Ordensgeneral der Karmeliten. Als dem Orden große Gefahr drohte, bat er die Muttergottes um ihren Schutz. Sie erschien ihm und reichte ihm das Skapulier mit den Worten: "Mein Sohn, empfange dieses Skapulier deines Ordens; es ist das Zeichen der besonderen Begünstigungen, die ich für dich und die Kinder des Karmels erlangt habe. Wer in diesem Gnadenkleid sterben wird, wird vor dem ewigen Feuer bewahrt bleiben. Es ist ein Zeichen des Heiles, ein Schutzmittel in Gefahren, das Unterpfand eines besonderen Friedens und besonderen Schutzes."

Dieses Ereignis wurde bekannt und griff über auf die gesamte katholische Welt. Es entstand das Skapulier in seiner verkleinerten Form, sodaß es jeder tragen konnte. Es entstanden Skapulierbruderschaften.

Das Skapulier wurde im Laufe der Geschichte von zahlreichen Päpsten gefördert und empfohlen.

Die Träger des Skapuliers waren durch die Jahrhunderte hindurch viele Päpste, Kardinäle, Bischöfe, Kaiser, Könige, zahlreiche Heilige, verschiedene berühmte Persönlichkeiten, Millionen von Gläubigen. Unter den Heiligen war zum Beispiel der heilige Don Bosco. Er ließ auch alle Burschen das Skapulier tragen, um die er sich in Turin gekümmert hat.

Das Skapulier gilt gleichsam als geistliche Rüstung, geistliches Schild, als Schutzkleid Mariens in Gefahren des Leibes und der Seele. Natürlich wird vom Träger ein tiefes geistliches Leben in Verbundenheit mit der Muttergottes vorausgesetzt.

Es gibt viele Berichte über Wunder, die sich im Zusammenhang mit dem Skapulier ereignet haben. Papst Johannes Paul II., auch Skapulier-Träger, führte sein Überleben des Schußattentates am 13. Mai 1981 auf den Schutz der Muttergottes an diesem Fatima-Gedenktag und auch speziell auf ihren Schutz durch sein Skapulier zurück.

Weitgehend unbekannt ist, daß die letzte Marienerscheinung in Lourdes 1858 am Tag des Skapulier-Festes, 16. Juli, stattfand. Die Seherin Bernadette trug auch das Skapulier. Und bei der letzten Erscheinung der Muttergottes in Fatima am 13. Oktober 1917 hielt diese ein Skapulier in der Hand. Die Seherin Lucia erklärte dazu, daß die Muttergottes möchte, daß jeder das Skapulier trägt. Lucia sagte, der Rosenkranz und das Skapulier gehören zusammen.

Wie steht es um das Skapulier in der gegenwärtigen Zeit ?

Es gibt alte Skapulierbruderschaften, die heute noch aktiv sind. Aber es wird die Tradition des Skapuliers auch da und dort neu entdeckt; es entstehen an verschiedenen Orten neue Skapulierbruderschaften. Manche religiöse Zeitschrift greift das Thema "Skapulier" auf. Es gibt religiöse Gemeinschaften, Organisationen, in denen das Tragen des Skapuliers - auch bei Jugendlichen - ganz aktuell ist. Irgendwo gibt es eine Pfarre, in der die Erstkommunionkinder eingeladen werden, das Skapulier zu tragen ...

Die Zahl der Skapulierträger weltweit wird mit ungefähr einer halben Million angegeben; und die Zahl wächst.

Wer ein Skapulier tragen möchte, muß es sich von einem Priester mit bestimmten dafür vorgesehenen Gebeten "auflegen" lassen (entgegen früher kann dies heute jeder Priester tun). Ein äußerer Beitritt zu einer Skapulierbruderschaft ist sehr sinnvoll, aber nicht mehr verpflichtend. Alle Skapulierträger bilden gleichsam eine "unsichtbare" Skapulierbruderschaft.

Anläßlich des Festes Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel am 16. Juli 2003 sagte Papst Johannes Paul II. bei einer Generalaudienz: "(...) Auch ich habe von meinen Jugendjahren an das Skapulier der Gottesmutter um meinen Hals getragen und immer unter den Mantel der Seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria Zuflucht genommen. Ich hoffe, daß das Skapulier für jeden Hilfe und Schutz in Zeiten von Gefahren ist, ein Zeichen des Friedens und für die Fürsorge Marias."

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Literatur:

ABBAYE SAINT-JOSEPH DE CLAIRVAL (Hrsg.): Das Skapulier Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel. Flavigny-sur-Ozerain: Traditions Monastiques, 2001.

DEUSDEDIT, Paulus: Tragt das Skapulier! Was wir über das Karmelskapulier wissen sollen. 2. Aufl. Lauerz: Franziska-Verlag, 2004.

 



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