Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich



(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2019 / 4)

Mag. Elisabeth Svoboda    
                                                                        

Einiges über Kirche und Welt der Gegenwart, Teil 2


Dies ist die Fortsetzung, der zweite Teil zu oben genanntem Thema, wie im letzten Artikel angekündigt. Es werden zu weiteren Themen Zitate aus dem Buch des Präfekten der römischen Gottesdienstkongregation, Robert Kardinal Sarah, "Herr, bleibe bei uns! Denn es will Abend werden." *, herausgegriffen. Allen Interessierten, die den ersten Teil nicht kennen, sei - zum besseren Verständnis des folgenden Artikels - das Nachlesen des Vorwortes des ersten Teiles empfohlen.

Christliches Leben:
"Es (ist) an der Zeit, dass sich der Christ wieder bewusst wird, einer Minderheit anzugehören und oft zu dem in Kontrast zu stehen, was für jene Mentalität selbstverständlich, plausibel und natürlich ist, die das Neue Testament ... 'den Geist der Welt' nennt. Es ist an der Zeit, den Mut zum Nonkonformismus wiederzuentdecken, die Fähigkeit, sich entgegenzustellen ..." (S. 379) (Zitat aus: Benedikt XVI.: "Zur Lage des Glaubens").

"Es gibt viele Menschen ... Sie haben sich für ein Leben der Passivität und des inneren Rückzugs entschieden, um ... den Schwierigkeiten von morgen auszuweichen. Doch Feigheit zahlt sich nie aus ..." (S. 389).

"Wenn uns heute der Häretiker kein Grauen mehr einflößt wie unseren Vorfahren: (...) ... weil das Streitobjekt, die Substanz unseres Glaubens, uns nicht mehr interessiert? (S. 400) (Zitat aus: Henri de Lubac: "Glaubensparadoxe").

"Ich möchte die Christen ermutigen: Lasst Euch nicht verwirren! Ihr haltet in Euren Händen den Schatz des katholischen Glaubens." (S. 111).

Priester, Bischöfe, Ordensleute:
"Manche Priester haben Angst, weltfremd zu erscheinen. (...) Sie tauchen ins Diesseits ein, bis sie schließlich darin ertrinken. Doch die Priesterberufung ist Aufforderung, die Welt zu verlassen und Jesus nachzufolgen. (...) Christus nachfolgen heißt, der Welt zu entsagen, ihren Maßstäben, ihrem Beifall. In den Augen der Welt wird der Priester stets ein Zeichen des Widerspruchs sein. Jesus wurde verstoßen und gekreuzigt - warum sollten die Priester sich darum bemühen, beliebt zu sein? (...) Meine Brüder, es ist ein Grund zur Sorge, wenn uns nur Erfolg, Beifall und Anerkennung begegnen! Es könnte schließlich ein Zeichen dafür sein, dass wir nicht mehr in den Spuren Jesu gehen, die ausschließlich zum Kreuz führen." (S. 69).

"In der Hoffnung, 'der Welt zu begegnen', tauschen Hirten manchmal sogar freiwillig den Blick des Glaubens gegen eine weltliche Perspektive ein. Welch ein Abstieg! (...) Wenden wir uns der Welt zu, doch nur um ihr das einzig wahre Licht zu bringen ... " (S. 397).

"Heute müssen wir traurig miterleben, dass viele Priester und Gläubige die göttlichen Dinge auf empörende Weise respektlos und ungeniert behandeln. Ja, der Sinn für das Heilige und für die unendliche Transzendenz Gottes ist abhandengekommen." (S. 410).

"Manchmal wird die Sonntagspredigt zu einer Plattform für die Zerstörung von Glaubenswahrheiten." (S. 72).

"Nicht selten erleben wir, dass an katholischen Universitäten oder in offiziellen, christlichen Zeitschriften schwerwiegende Irrtümer verbreitet werden. Und niemand reagiert! Wir Bischöfe begnügen uns mit vorsichtigen und zaghaften Aussagen. Nehmen wir uns in Acht; eines Tages werden die Gläubigen uns zur Rechenschaft ziehen. Sie werden uns vor Gott anklagen, dass wir sie den Wölfen ausgeliefert und unsere Aufgabe als Hirten und Hüter der Herde vernachlässigt haben." (S. 400 - 401).

"Die Versuchung der Feigheit lauert überall, besonders an den Türen der Hirten." (S. 19).

"Auch die Ordensleute sind in vollem Umfang von der Krise betroffen. (...) Die großen Orden, die traditionellen Säulen der stets notwendigen Erneuerung der Kirche, wankten unter der nachkonziliaren Erschütterung. (...) Bis heute leiden sie an einer Identitätskrise." (S. 180).

" 'Erneuerung' wurde bei den Männern und Frauen geistlichen Lebens oft mit 'Bequemlichkeit' verwechselt." (S. 181).

Hl. Messe:
"Wir haben unsere Eucharistiefeiern entsakralisiert. Wir haben sie in eine Folklore-Show verwandelt, in ein soziales Event, eine Unterhaltung, einen belanglosen Dialog zwischen Priester und Gemeinde. Hat der Allerhöchste noch Platz in unserer Liturgie?" (S. 134).

" ... dass wir Gott aus dem Bewusstsein verloren haben. Die Herabsetzung der Liturgie auf ein Spektakel, Nachlässigkeiten in der Messfeier ... sind nur Symptome." (S. 133).

"Unglaubliche Extravaganzen haben sich in die Feier der heiligen Messe eingeschlichen und lassen das Paschamysterium verblassen."
(S. 170).

"Die Liturgie ist keine Show." (S. 290) (Zitat aus: Interview mit Bischof Batut von Blois, Frankreich).

" ... das heilige Messopfer, also das Kreuzesopfer ... (...) Es handelt sich nicht um eine Agape-Feier ..." (S. 176).

" 'Die heilige Liturgie (ist) vor allem Anbetung der göttlichen Majestät', lehrt uns das Konzil." (S. 172) (SC 33).

" ... wir sollen ... uns auf die Knie werfen und in heiliger Scheu und Ehrfurcht die Liturgie begehen. Sie ist das Werk Gottes und kein Theater." (S. 17 - 18).

"Ich habe den Eindruck, dass wir uns manchmal um eine künstliche Kumpelhaftigkeit mit dem Herrn bemühen, die völlig fehl am Platz ist." (S. 411).

Erneuerung der Kirche, Reformen, Strukturen ... :
"Überall hat sich das Übel des auf Effizienz erpichten Aktivismus eingeschlichen. Wir versuchen, die Organisation großer Unternehmen nachzuahmen, und vergessen dabei, dass allein das Gebet das Blut ist, welches durch die Adern der Kirche fließt." (S. 13).

"Wo aber die Reform ... von der Mühsal der Bekehrung abgelöst und das Heil nur noch von ... immer neuen Formen und immer neuen Anpassungen an die Zeit erwartet wird, ... wird sie ein Zerrbild ihrer selbst." (S. 137).

"Keine menschliche Initiative ... kann eine Seele verwandeln und ihr das Leben Christi schenken. (...) Wenn wir die menschlichen Anstrengungen steigern und meinen, die Methoden und Strategien würden aus sich heraus wirken, dann werden wir nur Zeit verlieren. (...) Das Ausmaß der Bekehrung, welche durch einen Apostel gewirkt wird, hängt einzig von seiner Heiligkeit und der Intensität seines Gebetslebens ab." (S. 33).

"Wegweiser müssen dabei die Heiligen sein, die die Kirche reformierten, nicht indem sie Pläne für neue Strukturen erarbeiteten, sondern indem sie sich selbst reformierten. Was die Kirche braucht, um in jedem Zeitalter auf die Bedürfnisse der Menschen zu antworten, ist Heiligkeit und nicht Management." (S. 131) (Zitat aus: Benedikt XVI.: "Zur Lage des Glaubens").

"Täglich sehen wir, wie eine unglaubliche Menge an Arbeit, Zeit und Mühen voller Eifer, doch ohne jegliche Wirkung verschwendet wird. Die Kirchengeschichte zeigt, dass ein einziger Heiliger genügt, um Tausende von Seelen zu bekehren. Betrachten wir zum Beispiel den Pfarrer von Ars. Er war schlichtweg heilig, verbrachte viele Stunden vor dem Tabernakel und hat auf diese Weise Scharen von Menschen aus der ganzen Welt in ein kleines, unbekanntes Dorf gezogen." (S. 33).

"Die Kirche braucht keine Reformatoren, sondern Heilige." (S. 138) (Zitat aus: Georges Bernanos: "Frère Martin").

"Die Hauptbeschäftigung aller Jünger Jesu muss die Heiligung sein. Das Gebet, die stille Kontemplation und die Eucharistie müssen die erste Stelle in ihrem Leben einnehmen; ohne sie ist alles andere nur eitles Treiben." (S. 33 - 34).

"Weder die Strukturen noch die Institutionen befinden sich in der Krise, sondern unser Glaube und unsere Treue zu Jesus." (S. 133).

"Wir haben tatsächlich eine echte Reform in der Kirche nötig, die das Kreuz wieder in den Mittelpunkt stellt!" (S. 42).

"Ich wünschte, meine Brüder im bischöflichen Dienst würden niemals ihre enorme Verantwortung vergessen. Liebe Freunde, wollt Ihr die Kirche erneuern? Dann kniet nieder! Es gibt kein anderes Mittel! Wenn ihr dieses Ziel auf einem anderen Weg erreichen wollt, wird euer Tun nicht von Gott kommen." (S. 18).

"Diejenigen, die mit großem Getöse Veränderung und Bruch verkündigen, sind falsche Propheten." (S. 19).

Sarah schreibt: "Die Christen zittern, taumeln und zweifeln. Für sie wollte ich dieses Buch schreiben. Ich will ihnen zurufen: Zweifelt nicht! Haltet an der Lehre fest! Haltet am Gebet fest! Ich schreibe dieses Buch, um die wahren Christen und die treuen Priester zu ermutigen."
S. 14).

Und: "In der Geschichte der Kirche hat stets der 'kleine Rest' den Glauben bewahrt. Die wenigen Gläubigen, die Gott und Seinem Bund treu blieben, sind der Stumpf, der immer wieder aufblüht, um den Baum weiterleben zu lassen." (S. 32).

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SARAH, Robert Kardinal, DIAT, Nicolas: Herr, bleibe bei uns! Denn es will Abend werden. Kißlegg: fe-medien, 1. Aufl. 2019.










 

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