Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
 

                                                                                                                       

(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2021 / 1)

Mag. Elisabeth Svoboda  
                                                                          

Die Botschaft der Muttergottes in La Salette

La Salette ist ein Marienwallfahrtsort in Frankreich. Der Ort liegt etwa 40 km südlich von Grenoble und etwa 140 km westlich von Turin. Etwas oberhalb des besiedelten Gebietes steht auf ca. 1.800 m Seehöhe in einer Gebirgslandschaft die große Wallfahrtskirche sowie auch ein Kloster.

Im Jahre 1846 ist hier die Muttergottes zwei Hirtenkindern erschienen und hat eine Botschaft gegeben. Das Ereignis fällt in die Zeit des Pontifikates von Pius IX. (1846 – 1878).

Die beiden Kinder sind Mélanie Calvat, 14 Jahre alt, und Maximin Giraud, 11 Jahre alt. Die beiden kannten sich zum Zeitpunkt der Erscheinung erst seit zwei Tagen.

Über die Kinder wird das Folgende berichtet: „Es ist seltsam, welch bescheidene und geradezu einfältige Menschenkinder sich hier die Vorsehung erwählte. Die Auffassungsgabe der beiden war auffallend ungelenk, schwerfällig und spröde. Der kleine Maximin Giraud (…) konnte weder lesen noch schreiben ... (…) Mélanie Calvat (…) war noch unwissender als Maximin. (…) Noch nie hatte sie ihren Fuß in eine Schule gesetzt und kaum noch eine Kirche betreten. Sie hatte ein schlechtes Gedächtnis und war sehr schwerfällig und primitiv in ihrer Art.“ 1 Dieses Grundwissen über die Kinder ist wichtig, damit vor diesem Hintergrund die Übernatürlichkeit der Botschaft in besonderer Weise deutlich wird.

Die Erscheinung fand am 19. September 1846 statt, während die Kinder Kühe hüteten. Die Muttergottes erschien von Lichtglanz umgeben. Sie begann mit den Worten: „Kommt nur, meine Kinder, und habt keine Angst! Ich bin gekommen, um euch eine große Botschaft zu verkünden!“ 2 Die Muttergottes sprach weiter. Dann konnte Mélanie die Stimme nicht mehr hören: Jetzt sprach die Muttergottes nur zu Maximin. Er erhielt ein Geheimnis. Sodann erhielt Mélanie ein Geheimnis. Die Geheimnisse durften die Kinder später veröffentlichen.

In der Zeit danach sprachen die Kinder über die Erscheinung – noch nicht über die Geheimnisse. Die Nachricht verbreitete sich rasch, und bereits im ersten Jahr nach der Erscheinung strömten Hunderttausende zum Erscheinungsort. Es wird auch von zahlreichen und auffallenden Gebetserhörungen und Heilungen berichtet. Auch eine Quelle ist entsprungen.

Höhere kirchliche Stellen begannen mit der Untersuchung der Ereignisse. Die Kinder wurden mehrmals genauestens und streng befragt und sprachen über die Worte der Muttergottes, die sie außerhalb der Geheimnisse gesagt hatte. Erstaunlich dabei war, daß die Kinder diese fließend in französischer Sprache wiedergaben, die sie gar nicht verstanden, denn sie beherrschten nur das „Patois“, den Dialekt der einfacheren Bevölkerung.

Im Jahre 1851 erfolgte die Niederschrift der Geheimnisse. Es heißt dazu: „Am 2. Juli 1851 setzte sich Maximin, der in seinem sonstigen Leben durch die Beschränktheit seiner geistigen Anlagen auffiel, in der Bischöflichen Kanzlei unter Aufsicht zweier Theologen nieder und schrieb mit verblüffender ‚Schnelligkeit, ohne anzuhalten, als wenn er ein Buch abschriebe, das er vor Augen hatte‘, sein Geheimnis nieder. Und am 3. Juli konzipierte Mélanie das ihre ‚ohne Hast und ohne Langsamkeit … wie eine Person, die nicht nötig hat nachzudenken, um ihre Gedanken zu sammeln oder ihre Ausdrücke zu finden.‘ “ 3 Diese Niederschrift wurde sodann Papst Pius IX. übermittelt. Als er sie las, zeigte er sich erschüttert, und als er auf den Inhalt angesprochen wurde, sagte er: „Sie wollen die Geheimnisse von La Salette wissen? Nun, das sind sie: ‚Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle zugrunde gehen!‘ “ 4

Es sei auch erwähnt, daß der Nachfolger von Pius IX., Papst Leo XIII., seine Wertschätzung gegenüber La Salette zum Ausdruck brachte, indem er die Wallfahrtskirche in den Rang einer Basilika erhob. Auch die weiteren Päpste haben La Salette thematisiert.

Zum 100-Jahr-Jubiläum der Erscheinung 1946, während des Pontifikates von Pius XII., nahm Angelo Giuseppe Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., der damals Apostolischer Nuntius in Frankreich war, als päpstlicher Legat an den Feierlichkeiten teil. Dazu ist zu lesen: „ ‚Während seines Aufenthaltes in La Salette‘, heißt es im offiziellen Gedächtnisband, ‚hörte Exzellenz Roncalli nicht auf, seine große Ergriffenheit zum Ausdruck zu bringen über die Majestät dieses religiösen Ortes. (…) In seiner Antwort auf die Predigt … wußte er mit kräftigen Strichen die Aktualität der Lehren nachzuzeichnen, die die heilige Jungfrau in La Salette gegeben hat.‘ “ 5

Zum 150-Jahr-Jubiläum 1996 hat Papst Johannes Paul II. den Wallfahrtsort gewürdigt.

Wenden wir uns nun – in Auszügen – der „großen Botschaft“, den in der uns vorliegenden Form zu einem Ganzen verschmolzenen Geheimnissen, den Worten der Muttergottes zu:

„Die Priester, Diener meines Sohnes, die Priester sind durch ihr schlechtes Leben, ihre Ehrfurchtslosigkeiten, ihre Pietätlosigkeit bei der Feier der heiligen Geheimnisse, durch ihre Liebe zum Gelde, zu Ehren und Vergnügungen Kloaken der Unreinigkeit (sic !) geworden. Ja, die Priester fordern die Rache heraus, und die Rache schwebt über ihren Häuptern. (…) Die Sünden der gottgeweihten Personen schreien zum Himmel und rufen nach Rache, und siehe, die Rache ist vor ihren Türen; denn es gibt niemand mehr, der die Barmherzigkeit und die Verzeihung für das Volk erfleht; (…) es gibt niemand mehr, der würdig wäre, das makellose Opferlamm dem Ewigen zugunsten der Welt aufzuopfern.

Gott wird in beispielloser Weise zuschlagen. Wehe den Bewohnern der Erde! Gott wird seinem ganzen Zorne völlig freien Lauf lassen, und niemand wird sich so vielen vereinten Übeln entziehen können.

Die Häupter, die Führer des Gottesvolkes, haben das Gebet und die Buße vernachlässigt, und der Dämon hat ihren Verstand verdunkelt; sie sind irrende Sterne geworden, die der alte Teufel mit seinem Schweife nach sich zieht, um sie zu verderben. (…)

Die Menschheit steht am Vorabend der schrecklichsten Geißeln und der größten Ereignisse. Man muß darauf gefaßt sein, mit eiserner Rute geführt zu werden und den Kelch des Zornes zu trinken. (…)

Die Kirchen werden geschlossen oder entheiligt werden. Die Priester, die Ordensleute werden fortgejagt; (…) Viele werden den Glauben verlassen. Die Zahl der Priester und Ordensleute, die sich von der wahren Religion trennen, wird groß sein; unter diesen Personen werden sich selbst Bischöfe befinden. (…)

Im Jahre 1864 wird Luzifer mit einer großen Menge von Teufeln aus der Hölle losgelassen. Sie werden den Glauben allmählich auslöschen, selbst in Menschen, die Gott geweiht sind. (…) Viele Ordenshäuser werden den Glauben völlig verlieren und viele Seelen mit ins Verderben ziehen. (…)

Die Kirche wird eine schreckliche Krise durchmachen.
Da der heilige Glaube an Gott in Vergessenheit geraten ist, will jeder einzelne sich selbst leiten und über seinesgleichen stehen. Man wird die bürgerlichen und kirchlichen Gewalten abschaffen. Jede Ordnung und jede Gerechtigkeit wird mit Füßen getreten werden. (…)

Die bürgerlichen Regierungen werden alle dasselbe Ziel haben, das da ist, die religiösen Grundsätze abzuschaffen und verschwinden zu lassen … (…)

In den Ordenshäusern werden die Blumen der Kirche in Fäulnis übergehen, und der Teufel wird sich als König der Herzen gebärden. Die Oberen der Ordensgemeinschaften mögen auf der Hut sein, wenn sie jemand in das Kloster aufzunehmen haben; denn der Teufel wird alle seine Bosheit aufwenden, um in den religiösen Orden Leute unterzubringen, die der Sünde ergeben sind. (…)

… Gott … Auf den ersten Hieb seines Schwertes, das wie ein Blitz einschlagen wird, werden die Berge und die ganze Natur vor Entsetzen zittern, weil die Unordnungen der Menschen und ihre Verbrechen das Himmelsgewölbe durchdringen. (…)

Die Gerechten werden viel leiden; ihre Gebete, ihre Bußübungen und ihre Tränen werden zum Himmel emporsteigen, und das ganze Gottesvolk wird um Verzeihung und Erbarmen flehen … Dann wird Jesus Christus durch eine Tat seiner Gerechtigkeit und seiner großen Barmherzigkeit für die Gerechten seinen Engeln befehlen, alle seine Feinde dem Tode zu überliefern. Plötzlich werden die Verfolger der Kirche Jesu Christi und alle der Sünde ergebenen Menschen zugrunde gehen, und die Erde wird wie eine Wüste werden. Dann wird der Friede, die Versöhnung Gottes mit den Menschen werden. Man wird Jesus Christus dienen, ihn anbeten und verherrlichen. (…)

Dieser Friede … wird aber nicht von langer Dauer sein. 25 Jahre reichlicher Ernten werden sie vergessen lassen, daß die Sünden der Menschen die Ursache aller Strafen sind, die über die Erde kommen. (…)

Es wird Kriege geben bis zum letzten Krieg, der dann von den 10 Königen des Antichrists geführt wird, welche Könige von einem gleichen Vorhaben beseelt sind und die einzigen sind, welche die Welt regieren werden. (…)

Zittert, Erde und ihr, die ihr Gelübde zum Dienste Jesu Christi abgelegt habt und die ihr innerlich euch selbst anbetet, zittert! Denn Gott geht daran, euch seinen Feinden zu überliefern, da die heiligen Orte in Verderbnis sind. Zahlreiche Klöster sind nicht mehr Häuser Gottes, sondern die Weiden des Asmodeus und der Seinen. (…)

Die Jahreszeiten werden sich verändern. Die Erde wird nur schlechte Früchte hervorbringen; die Sterne werden ihre regelmäßigen Bahnen verlassen. Der Mond wird nur ein schwaches rötliches Licht wiedergeben. Wasser und Feuer werden auf der Erde furchtbare Erdbeben und große Erschütterungen verursachen, welche Berge und Städte … versinken lassen.

Rom wird den Glauben verlieren und der Sitz des Antichrists werden. (…)

Ich richte einen dringenden Aufruf an die Erde: Ich rufe auf die wahren Jünger Gottes … (…)
Endlich rufe ich auf die Apostel der letzten Zeiten, die treuen Jünger Jesu Christi, die ein Leben geführt haben der Verachtung der Welt und ihrer selbst … in Gebet und in Abtötung … Die Zeit ist da, daß sie ausziehen, um die Welt mit Licht zu erfüllen. Gehet und zeiget euch als meine geliebten Kinder. Ich bin mit euch und in euch … (…) Kämpfet, Kinder des Lichtes, ihr, die kleine Zahl, die ihr sehend seid; denn die Zeit der Zeiten, das Ende der Enden ist da.

Die Kirche wird verfinstert, die Welt in Bestürzung sein. Aber da sind Henoch und Elias, erfüllt vom Geiste Gottes. Sie werden mit der Kraft Gottes predigen, und die Menschen guten Willens werden an Gott glauben, und viele Seelen werden getröstet werden. Sie werden durch die Kraft des Heiligen Geistes große Fortschritte machen und die teuflischen Irrtümer des Antichrists verurteilen. (…)

Die ganze Welt wird von Entsetzen geschlagen. Es ist Zeit. Die Sonne verfinstert sich. Der Glaube allein wird leben. Nun ist die Zeit da! Der Abgrund öffnet sich …“ 6

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HÖCHT, Johannes Maria: Die Grosse Botschaft von La Salette. 8. Aufl. Stein am Rhein: Christiana, 2004, S. 44-45.
2 ebd., S. 46
3 ebd., S. 100
4 ebd., S. 103
ebd., S. 1
6 ebd., S. 155 - 163





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