Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich


(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2021 / 3)


Mag. Elisabeth Svoboda


Der heilige Petrus Canisius


Das Jahr 2021 ist ein Gedenkjahr des hl. Petrus Canisius. Wir begehen seinen 500. Geburtstag. Dieser Heilige ist vielen Menschen vielleicht nicht mehr sehr bekannt. In Österreich hängt einiges mit seinem Namen zusammen: es gibt das Canisiuswerk, Zentrum für geistliche Berufe. Das Canisiusheim, Priesterausbildungsstätte in Horn, Niederösterreich, gibt es mittlerweile nicht mehr. Er ist der Diözesanpatron der Diözese Innsbruck. In Wien im 9. Bezirk gibt es die Canisiuskirche; die Türme sieht man von der U6 aus.

 

Petrus Canisius lebte also vor 500 Jahren. Er wurde am 8. Mai 1521 in den Niederlanden, in Nijmegen (dt. Nimwegen) als Sohn einer angesehenen Patrizierfamilie geboren. Sein Vater war Bürgermeister. Nijmegen war damals unter deutscher Herrschaft und gehörte zum Erzbistum Köln. „Petrus Canisius“ ist die latinisierte Form seines Geburtsnamens Pieter Kanijs.

 

Die Zeit, in die Petrus Canisius hineingeboren wurde, war die Reformationszeit. Und genau am Tag seiner Geburt wurde über Martin Luther (1483 - 1546) durch das Wormser Edikt die Reichsacht verhängt.

 

Schon als Kind war Petrus Canisius sehr fromm und hatte auch mystische Erlebnisse.

 

Es gibt auch eine besondere Begebenheit aus seiner Kindheit zu berichten. Er war einmal mit seinen Eltern zu einem Essen mit Freunden und Verwandten in Arnheim eingeladen. Dazu ist das Folgende zu lesen: „In der Runde saß auch eine dunkel gekleidete Dame, die ihm auffiel, weil sie sich kaum am Gespräch beteiligte und oft zu ihm herüberblickte. Es war eine tieffromme Witwe, eine etwas geheimnisvolle Person, die im Rufe stand, das zweite Gesicht zu haben und weissagen zu können. Als die Gesellschaft auf religiöse Fragen zu sprechen kam, ließ auch sie ihre Stimme vernehmen. Sie sprach von den neuen Irrlehren und dem Unglück, das sie stifteten. Sie schaute mit großgeweiteten Augen wie in weite Fernen und sagte, Gott werde zur Rettung seiner Kirche einen neuen Priesterorden erwecken und aus seinen Reihen bald zuverlässige Arbeiter in seinen Weinberg senden. ‘Sehet her‘, rief sie und zeigte dabei auf Peter, ‘dieses Kind wird einmal ausersehen sein, diesem Orden beizutreten, um der Kirche Jesu im Kampf gegen die Irrlehre eine wertvolle Stütze zu sein …‘ „1

 

Über diese Begebenheit steht woanders (hier wird diese Frau als Großtante bezeichnet): „Ihre Voraussage brannte sich seinem Gedächtnis so sehr ein, dass er davon noch in seinem Testament 2 sprach.“ 3

 

In seinem Testament berichtet Canisius auch über eine weitere Begebenheit: „Auch lebte damals in Brabant eine aufrichtig fromme, wahrhaft weise Jungfrau. Sie erklärte auf Eingebung des Heiligen Geistes unter anderem, ich würde einst durch meine schriftstellerischen Arbeiten der Kirche gute Dienste leisten.“ 4

 

Nach der Schulzeit in Nijmegen begab sich Petrus Canisius nach Köln (dann Leuven, dann wieder Köln) zu höheren Studien. Schließlich begann er in Köln mit dem Studium der Theologie und bereitete sich auf das Priestertum vor. Ein junger spanischer Priester und zugleich Mitstudent war Novize des neuen Jesuitenordens. Er erzählte dem Petrus Canisius von dem Orden und daß dieser gerade dabei war, in Deutschland Fuß zu fassen: In Mainz wirkte bereits der bedeutsame Petrus Faber. Petrus Canisius war entflammt und begab sich nach Mainz. An seinem 22. Geburtstag wurde er dort von diesem als Novize aufgenommen.

 

Er kam zurück nach Köln. Es entstand hier 1544 nun die erste gemeinschaftliche Niederlassung der Jesuiten in Deutschland.

 

Was sind eigentlich die Jesuiten?

 

Zu dieser Frage muß gleich gesagt werden, daß sich die Jesuiten der Anfangs- und früheren Zeit und die der späteren Zeit und unserer Gegenwart erheblich unterscheiden. Es hat in späterer Zeit eine Wandlung in der Ausrichtung stattgefunden.

 

Der Gründer ist der aus der Adelsschicht stammende Baske (Spanier) Ignatius von Loyola (1491 – 1556). Er war ein durch eine schwere Verwundung am Bein aus dem Kriegsdienst ausgeschiedener ehemaliger Offizier, der sich nach seinem bisherigen oberflächlichen Leben sodann dem Glauben zuwandte. Während seines Studiums in Paris legte er dort 1534 mit sechs Mitstudenten (darunter der genannte Petrus Faber) den Grundstein für den Jesuitenorden. Mit dieser Studentengruppe übersiedelte er später nach Rom. Im Jahre 1540 wurde der Jesuitenorden von Papst Paul III. mit der Gründungsbulle „Regimini militantis Ecclesiae“ 5 kirchlich anerkannt.

 

Die Jesuiten nennen sich „Societas Jesu“ (SJ) oder „Gesellschaft Jesu“. Spanisch ist das die „Compañia de Jesù“, die nicht einfach als „Gesellschaft“ in unserem Sinne, sondern seitens des Gründers als militärischer Begriff der „Kompanie“ verstanden sein wollte: „Es ist eine durch strengste Zucht, durch freiwilligen und persönlichen Verzicht auf Eigenleben zusammengefügte Gemeinschaft kampfbereiter Männer, die nach dem Vorbild ihres Gründers die zerbrechlichen irdischen Waffen mit den unzerstörbaren geistigen vertauscht haben.“ 6, heißt es in einem Buch, das auf die Gründungstexte der Gesellschaft Jesu Bezug nimmt.

 

Ignatius schreibt in diesem Sinne auch von der „Betrachtung über das Reich Jesu Christi aus der Ähnlichkeit mit einem irdischen König, der seine Untergebenen zum Krieg aufruft“ 8. Und in der genannten Gründungsbulle heißt es: „Wer immer … unter dem Banner des Kreuzes für Gott Kriegsdienst leisten … will … “ 9 und „ … dann darf er schließlich zum Kriegsdienst für Jesus Christus zugelassen werden.“ 10

 

1546 wurde Petrus Canisius in Köln zum Priester geweiht.

1547 nahm er ein erstes Mal am Konzil von Trient (1545 – 1563) teil, das im Zuge der Gegenreformation einberufen worden war. Er nahm später noch einmal und in noch einflußreicherer Funktion daran teil.

1547 traf er auch erstmals in Rom mit Ignatius von Loyola zusammen. Die Begegnung war für beide sehr beeindruckend. Danach wirkte er in Messina/Sizilien. Zurück in Rom legte er 1549 die Letzten Gelübde ab. Petrus Canisius war der erste deutsche Jesuit und insgesamt der achte.

 

Nun sollte er, was er sehr ersehnt hatte, nach Deutschland entsendet werden.

 

Petrus Canisius reiste nun mit zwei Mitbrüdern vorerst nach Bologna. Hier erwarben sie den Doktortitel in Theologie. Danach reisten sie mit kurzen Zwischenstationen nach Ingolstadt, wo sie nun zunächst tätig sein sollten.

 

Es ist also die Zeit der Reformation und daraus folgend die der Gegenreformation.

Petrus Canisius spielte dabei eine ganz entscheidende Rolle.

 

Das folgende Zitat soll hier gleich vorausgeschickt werden: „Wie eine wilde Sturzflut ergoß sich die protestantische Revolution verheerend über Deutschland und die angrenzenden Länder. Dem heiligen Petrus Canisius verdanken es die Katholiken, vor allem in Bayern, Österreich und der Schweiz, daß der wahre katholische Glaube, das höchste irdische Gut, in ihrer Heimat erhalten geblieben ist.“ 11

 

Und anders ausgedrückt: „Petrus Canisius lebte in einer Zeit, die erschüttert war durch Spaltungen, Religionskriege und gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Theologen und Predigern. (…) … ganz Europa und vor allem Deutschland standen im Umbruch. Man sah in Petrus Canisius einen Kämpfer an vorderster Front; diesem eignete eine derartige Durchsetzungskraft, dass man ihn als ‘einen unnachgiebigen Kämpfer den Häretikern gegenüber‘ betrachtete. Bezeichnenderweise stellen zeitgenössische Kupferstiche Petrus Canisius mit einem Hammer in der Hand dar.“ 12

 

Und hier lesen wir Worte von Petrus Canisius selbst:

„ (…) ich ersehne nichts mehr, als zu glauben, wie Jesus Christus geglaubt hat; ich möchte eine Frömmigkeit praktizieren, wie sie uns Jesus vorgelebt hat, und schließlich stehe ich ganz und gar hinter dem, was er lehrte. Ich bekenne, dass ich Mitbürger dieser römischen Kirche bin, die andere geringachten, mit blasphemischem Spott überziehen, verfolgen und verabscheuen, als sei sie der Antichrist. Ich jedenfalls will nicht um eine Haaresbreite von ihr weichen. Ich weigere mich nicht, mein Blut für sie zu vergießen und meine ganze Lebenskraft für diese Kirche einzusetzen. Mit Haut und Haaren möchte ich für die römische Kirche Zeugnis ablegen. Ich bin davon überzeugt, dass nirgendwo sonst, außer in der Gemeinschaft mit der römischen Kirche, die Gnadengaben Christi und die Gaben des Heiligen Geistes gewährt werden.“ 13

 

Petrus Canisius begann also sein Wirken in Ingolstadt. An diesem Ort deshalb, weil die Universität Ingolstadt damals für den Katholizismus eine besondere Bedeutung hatte; es ging auch insgesamt um ein Wirken in Bayern.

 

Mittlerweile war das Niveau der Universität sehr gesunken. Die theologische Lehre als auch die Glaubenspraxis lagen darnieder. Im Wirken von Canisius gab es viele Erfolge; er wurde so geschätzt, daß er sogar zum Rektor der Universität gewählt wurde. Da aber die Errichtung eines Kollegs – noch – nicht möglich war, wurden die Jesuiten von Ingolstadt zunächst wieder abgezogen.

 

Ferdinand I., König von Österreich, hatte bereits 1551 Jesuiten nach Wien gebeten; 1552 wurde auch Canisius mit einem Mitbruder nach Wien entsandt. Mit dem Schiff gelangten sie auf der Donau nach Wien.

 

Was erwartete sie hier? „Die Lage der Kirche in Österreich, Ungarn und Böhmen war noch trauriger als in Bayern.“ 14

 

Und über Wien heißt es: „Immer bedenklicher wurden die Zeichen der Ehrfurchtslosigkeit gegen alles Katholische. Der Stephansdom wurde immer mehr zu einer Wandelhalle, in der man sich traf, um unter lautem Geschwätz die Neuigkeiten zu besprechen oder gar Handelsgeschäfte abzuwickeln. Prozessionen mußten wegen Verspottung der Priester und der wenigen Gläubigen, die sich noch mitzugehen getrauten, oder gar wegen Verhöhnung des Allerheiligsten unterbleiben. Ein grelles Licht auf die Zustände wirft das vielzitierte Beispiel eines Bäckerjungen aus dem Reich, der anläßlich der Prozession zur Fronleichnamsoktav 1549 Ecke Graben/Dorotheergasse dem Priester die Monstranz entriß und sie unter Flüchen zu Boden schleuderte.“ 15

 

Protestantisches Gedankengut wurde durch Schriften und Predigten verbreitet. Zahlreiche Vertreter aus Adel und Klerus waren dem Protestantismus zugeneigt. Es gab einen großen Priestermangel. 

 

„Nun setzte man alle Hoffnung auf die Jesuiten, daß sie den Dingen eine neue Wendung gaben.“ 16

 

Petrus Canisius „wurde … eine der einflußreichsten Persönlichkeiten Wiens und überdies einer der ganz großen geistigen Führer des katholischen Deutschland. Mit ihm begann der eigentliche Aufschwung und die so erfolgreiche und entscheidende Wirksamkeit der Jesuiten im deutschen Sprachraum.“ 17

 

Wichtig für Veränderungen war für die Jesuiten an allen Orten die Ausbildung – von den Kindern bis hinauf zu den Studenten an den Universitäten und bis zur Ausbildung von Priestern. Es ging um Wissensvermittlung vor dem Hintergrund des katholischen Glaubens; es ging um katholische Formung, Erziehung, Prägung. An den verschiedenen Orten errichteten sie Kollegien. Auch in Wien waren sie auf diese Weise tätig. Das Kollegium für Schüler hatte einen so guten Ruf, daß es bald enormen Zulauf bekam, sogar aus Böhmen und Ungarn und aus anderen slawischen Ländern. Neben dieser Aufgabe war Petrus Canisius auch an der Universität tätig. Er wurde Dekan der theologischen Fakultät. Wichtig war auch seine Predigttätigkeit. Bald war der Zustrom so groß, daß er in immer größere Kirchen wechseln mußte. Schließlich wurde er Domprediger zu St. Stephan und auch Hofprediger Ferdinands. Er war aber auch außerhalb Wiens unterwegs und kümmerte sich um die Landbevölkerung in den Dörfern der Umgebung, in denen es keine Priester mehr gab. Canisius bemühte sich auch um Verbesserungen für Arme und Kranke.

 

Als der Wiener Bischofssitz neu zu besetzen war, wollte man unbedingt Petrus Canisius als Bischof haben. Dieser wehrte sich vehement dagegen. Auch Ignatius sah in einem solchen Amt durch die Gebundenheit eine Beeinträchtigung des Wirkens für den Orden. Es konnte schließlich mit großer Mühe eine Ernennung verhindert werden. Als Kompromiß wurde Canisius für ein Jahr zum Administrator bestellt.

 

In Wien schrieb Petrus Canisius auch seinen berühmten Katechismus – mit Fragen und Antworten zum katholischen Glauben in drei verschiedenen Ausgaben. Die erste Ausgabe war für Geistliche und Gebildete; es folgte eine weitere für die studierende Jugend und eine für Kinder und das Volk. Schon zu Lebzeiten des Canisius gab es 200 Auflagen und Übersetzungen in zwölf Sprachen.

 

Mit dem großen Erfolg des Katechismus zog sich Canisius auf der anderen Seite den Haß der Protestanten zu. In einem Brief an Ignatius schreibt er: „Ich gelte jetzt als Hauptfeind der Lutheraner und werde durch Schmähschriften in ganz Österreich verleumdet. Der Name Jesu sei gebenedeit, für den wir würdig erachtet werden, Schmach zu erleiden und Unbill zu ertragen.“ 18

 

Man wußte von dem Plan eines Anschlags auf Canisius. So stellte der König ihm eine Leibwache zur Verfügung.

 

Der Katechismus des Petrus Canisius wurde übrigens bis ins 19. Jahrhundert an den Schulen verwendet und war auch Vorbild für andere Katechismen.

 

Der Aufenthalt von Petrus Canisius in Wien ging zu Ende.

 

Im Jahre 1556 kam er nach Prag.

Auch hier erfuhren er und seine Mitbrüder zunächst so große Ablehnung, sodaß sie eine Zeitlang nur mit Begleitschutz über die Karlsbrücke gehen konnten, um nicht in die Moldau geworfen zu werden.

 

Auch in Prag gründeten sie ein Kolleg. Auch Söhne von Hussiten besuchten es. Die Hussiten, eine böhmische reformatorische Bewegung, die sich auf Jan Hus bezog, waren sehr beeindruckt: „ … schon bald hieß es unter ihnen, daß ihre Sprößlinge bei den Jesuiten in einem Monat mehr lernten als anderswo in zwei Jahren.“ 19

 

Im Jahre 1556 wurde Petrus Canisius von Ignatius, der bald darauf starb, zum ersten Provinzial der Oberdeutschen Ordensprovinz ernannt. Diese umfaßte ungefähr Süddeutschland, die Schweiz, Österreich und Böhmen. Vierzehn Jahre lang hatte Canisius dieses Amt inne.

 

An weiteren Orten war Petrus Canisius tätig. Nach Prag war er wieder in Ingolstadt, dann war er in München, Innsbruck, Dillingen, Würzburg …

 

Insgesamt „ … reiste er kreuz und quer durch Europa: von Messina bis Warschau und Prag und von Wien bis Köln und Straßburg. Er legte in seinem bewegten Leben knapp 100.000 Kilometer – entweder zu Fuß oder zu Pferd – zurück, was ungefähr dem doppelten Erdumfang entspricht.“ 20 In Österreich waren neben Wien auch Innsbruck und Hall in Tirol wichtige Stationen.

 

„All seine Energie verwandte er darauf, die Kirche zu verteidigen und sie zur Glut des Anfangs zurückzuführen. Ohne Unterlass predigte und schrieb er; unaufhörlich gab er Katechesen, erklärte Schrifttexte, erläuterte Glaubensinhalte, bemühte sich um eine gediegene Erziehung der Jugend und ermutigte zum Empfang der Sakramente.“ 21

 

Canisius schrieb auch ein bedeutendes Werk über Maria – als Teil der Widerlegung der protestantischen Magdeburger Centurien (Kirchengeschichte aus Sicht der Protestanten).

 

„Wenn Petrus Canisius zur Feder griff, dann ging es ihm vor allem darum, den katholischen Glauben in seinen Grundzügen darzustellen und kritischen Anfragen vonseiten der Reformatoren argumentativ zu begegnen. Ziel seines schriftstellerischen Schaffens war die Stärkung der Priester und aller Gläubigen …“ 22

 

Petrus Canisius war auch viel im direkten Kontakt mit Protestanten. Er nahm an zahlreichen Unterredungen und an den meisten Reichstagen teil, bei denen Katholiken und Lutheraner miteinander diskutierten. Er war auch beim Wormser Religionsgespräch 1557 und diskutierte hier mit Philipp Melanchthon.

 

Petrus Canisius war ein gefragter Ratgeber in höheren politischen und kirchlichen Kreisen und hatte dadurch großen Einfluß auf Fürsten und kirchliche Würdenträger.

 

Ein zweites Mal, 1562, nahm Petrus Canisius am Konzil von Trient teil. Seine Beiträge flossen in Konzilsdokumente ein.

 

1580 begann Petrus Canisius an seiner letzten Station zu wirken, in Fribourg/Freiburg in der Schweiz.

 

Der Kanton Freiburg war katholisch geblieben, geriet aber durch die ihn umgebenden protestantischen Kantone immer mehr unter Druck. Der Papst hatte den Bischof von Vercelli, Giovanni Bonhomini, als Nuntius und Visitator in die Schweiz entsandt. Auf dessen Betreiben kamen die Jesuiten nach Freiburg. In Luzern waren sie bereits tätig.

 

Canisius, ein Mitbruder sowie der Nuntius reisten gemeinsam nach Freiburg. Auf dem Weg dorthin kamen sie auch nach Bern, einer Hochburg des Zwinglianismus, der Schweizer Ausprägung des Protestantismus. Hier wurden sie „vom Pöbel auf das gemeinste beschimpft und verhöhnt. Dem Nuntius wurde Kot in die Stiefel gestopft. Während sie durch die Gassen ritten, bewarf man sie mit Schneebällen und Rüben.“ 23

 

Als sie in Freiburg ankamen, wurden sie anders empfangen: „In festlichem Zug kam ihnen die Schuljugend entgegen und geleitete sie vor das Stadttor, wo sie von den Ratsherren auf das herzlichste willkommen geheißen wurden.“ 24

 

Einige Tage später begann Canisius mit der Predigttätigkeit. „Nach seiner zweiten Predigt waren die Ratsherren so begeistert, daß sie dem Papst ein Dankschreiben schickten und Canisius ein Kloster schenkten.“ 25 Der Nuntius schrieb an den Stadtpropst: „Da habt Ihr in unserem Canisius einen Edelstein, den Ihr mit Baumwolle umwickeln und in seidenen Kapseln bewahren, als ein heiliges Kleinod behandeln sollt!“ 26

 

Auch in Freiburg wirkte Petrus Canisius sehr erfolgreich. Er konnte auch ein Kollegium errichten. Während seiner Zeit in Freiburg korrespondierte er auch mit dem hl. Franz von Sales und dem hl. Karl Borromäus.

 

Insgesamt wirkte Canisius 17 Jahre lang in Freiburg. Er wurde schwächer und litt immer mehr an körperlichen Beschwerden. Das Kollegium wurde nach mehreren Jahren an einer geeigneteren Stelle neu errichtet. 1596 wurde das neue Gebäude bei einer Eröffnungsfeier eingeweiht: „Die gesamte Prominenz der Stadt war anwesend. Als es Zeit zur Predigt war, schleppte sich Canisius, auf einen Stock gestützt, mühsam zur Kanzel. Seine Stimme war so schwach, daß er nur in den vorderen Reihen verstanden werden konnte. Doch sein Anblick genügte die Herzen zu rühren. Es war die letzte Predigt seines Lebens.“ 27

 

„Am 21. Dezember 1597 verlangte er schon früh am Morgen nach der heiligen Kommunion. Im Laufe des Tages zeigte er, im Bett liegend, auf eine Stelle des Zimmers und sagte freudig erregt zu den Anwesenden: ‘Dort – seht Ihr?‘ Sie sahen nichts, glaubten aber, daß Maria ihm erschienen sei, um ihm den Himmel zu zeigen. Es war nach 3 Uhr nachmittags, da durfte seine Seele heimkehren zu Gott, für dessen Kirche er auf Erden sein Herzblut verströmt hatte.“ 28

 

Petrus Canisius starb im Alter von 76 Jahren.

 

Er wurde in Freiburg beigesetzt.

 

Bald gab es Berichte von Gebetserhörungen und Krankenheilungen, die man auf seine Fürsprache zurückführte.

 

Im Jahre 1864 wurde Petrus Canisius von Papst Pius IX. seliggesprochen.

1897 veröffentlichte Papst Leo XIII. anläßlich seines 300. Todestages die Enzyklika „Militantis ecclesiae“ 29. Darin bezeichnet er Petrus Canisius als „zweiten Apostel Deutschlands“ nach Bonifatius (672/673 – 754).

1925 wurde Petrus Canisius von Papst Pius XI. heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben.

 

Sein liturgischer Gedenktag ist nicht, wie üblich, sein Todestag, sondern es wurde der 27. April festgelegt.

 

 

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1 KOVARIK, Paul: Petrus Canisius. Retter der Kirche. 1. Aufl. Jaidhof: Rex Regum, 1997, S. 21-22.

2 METZLER, Johannes (Hrsg.): Die Bekenntnisse des heiligen Kirchenlehrers Petrus Canisius und sein Testament. 1. Aufl. Kulmbach: Sabat, 2019, S. 99-100.

3 EMONET, Pierre: Petrus Canisius. Der Unermüdliche. 1. Aufl. Würzburg: Echter, 2021, S. 18-19.

4 METZLER, 2019, S. 100.

5 KNAUER, Peter (Übers.): Ignatius von Loyola: Gründungstexte der Gesellschaft Jesu. Deutsche Werkausgabe. Band II. Würzburg: Echter, 1998, S. 303-320.

6 KOVARIK, 1997, S. 31.

7 vgl. KNAUER, 1998, S. 523.

8 KNAUER, 1998, S. 145

9 KNAUER, 1998, S. 304.

10 KNAUER, 1998, S. 320.

11 KOVARIK, 1997, S. 6.

12 EMONET, 2021, S. 129.

13 EMONET, 2021, S. 147-148.

14 KOVARIK, 1997, S. 38.

15 LOIDL, Franz: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien – München: Herold, 1983, S. 47.

16 KOVARIK, 1997, S. 39.

17 LOIDL, 1983, S. 50.

18 KOVARIK. 1997, S. 46.

19 KOVARIK, 1997, S. 57.

20 EMONET, 2021, S. 8.

21 EMONET, 2021, S. 145.

22 EMONET, 2021, S. 82.

23 KOVARIK, 1997, S. 86-87.

24 KOVARIK, 1997, S. 87.

25 KOVARIK, 1997, S. 87.

26 KOVARIK, 1997, S. 87.

27 KOVARIK, 1997, S. 89-90

28 KOVARIK, 1997, S. 90

29 www.vatican.va/content/leo-xiii/en/encyclicals/documents/hf_l-xiii_enc_01081897_militantis-ecclesiae.html (2)




 

 

 

 



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