Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
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Mag. Elisabeth Svoboda                                                                                                                             alle Artikel          Startseite

Ökumenisch und zugleich ganz katholisch ?

Nachdem es in der Geschichte der Kirche zu Trennungen gekommen war, entstand wieder das Interesse und Bedürfnis einer Annäherung mit dem letztlichen Ziel der Wiedervereinigung. Das Zweite Vatikanische Konzil widmete dieser sogenannten Ökumene ein eigenes Dekret (Unitatis redintegratio).

Mehr und mehr wurde ökumenisches Denken und Bemühen zu einer Selbstverständlichkeit. Im Kontakt mit anderen christlichen Konfessionen achtet man darauf, das Gemeinsame zu suchen, das Trennende nicht zu sehr zu betonen oder oft gar nicht anzusprechen, um nicht zu provozieren oder zu verletzen. Man vermeidet gerne das Wort "katholisch" und verwendet lieber das neutrale, für alle passende und alle einschließende Wort "christlich". Selbst wenn Katholiken unter sich sind, wenn man bei einer rein katholischen Veranstaltung ist, kann ein schlechtes Gewissen aufkommen, weil man das Gefühl hat, jetzt die Ökumene zu verraten. Wir sind ja doch anders, als wir vor den Christen anderer Konfessionen tun. Das kann als Unehrlichkeit empfunden werden. Dieses Empfinden kann das katholische Denken und handeln verkrampfen, verkrümmen, halbherzig werden lassen.

Es ist, als müsse man sich entscheiden, ob man entweder katholisch oder ökumenisch gesinnt sein will. Beides zugleich scheint nicht zusammenzupassen, scheint sich zu widersprechen.

Ökumenisches Bemühen ist und muß sehr vielgestaltig sein. Das Konzil spricht in seinem Dekret über den Ökumenismus von der Wichtigkeit des persönlichen Kontaktes, vom gemeinsamen Gebet, von der Suche nach dem schon vorhandenen Gemeinsamen. Es spricht aber auch vom gegenseitigen Zeigen und Anschauen der verschiedenen Auffassungen.

An einer Stelle sagt das Konzil: "Die gesamte Lehre muß klar vorgelegt werden. Nichts ist dem ökumenischen Geist so fern wie jener falsche Irenismus, durch den die Reinheit der katholischen Lehre Schaden leidet und ihr ursprünglicher und sicherer Sinn verdunkelt wird. Zugleich muß aber der katholische Glaube tiefer und richtiger ausgedrückt werden auf eine Weise und in einer Sprache, die auch von den getrennten Brüdern wirklich verstanden werden kann." (UR 11).

Irenismus, vom Griechischen "eirene" – Friede, bedeutet das Bemühen um Einheit der christlichen Konfessionen durch die Suche nach dem Gemeinsamen, wobei die Gefahr des oberflächlichen, unaufgearbeiteten Übergehens des Trennenden besteht.

Grundvoraussetzung für eine fundierte Ökumene ist vielmehr, die jeweiligen Positionen, Glaubensinhalte, Unterschiede der Konfessionen offen und klar darzustellen, um genau erkennbar zu machen, wo zu einer Annäherung angesetzt werden kann. Da jedoch wie überall auch in der Kirche stets viel Menschlich-Mangelhaftes beigemischt ist, muß immer wieder das Eigentliche und Wesentliche, um das es in einer Konfession geht, herausgearbeitet und deutlich gemacht werden. Hier hat die theologische  Wissenschaft ihren Beitrag zu leisten, aber ebenso auch jeder einzelne Gläubige ist aufgerufen, den Vollzug des eigenen Glaubens immer wieder zu vertiefen und zu reinigen.

Auf diese Weise ist bewußt katholisch zu leben ein wichtiger ökumenischer Dienst und Beitrag – von der inneren Haltung her nicht mit dem Rücken, sondern mit dem Gesicht zu den anderen, in Offenheit und aktivem Versöhnungswillen einfach freundschaftlich zu zeigen: "So sind wir. Das glauben wir. So leben wir. Wir möchten euch zeigen, daß katholische Kirche nicht nur das ist, was ihr vielleicht an schlechten Erfahrungen mit ihr, mit Mitgliedern von ihr gemacht habt oder was ihr gehört habt. Wir bemühen uns, euch das typisch Katholische von seiner besten Seite zu zeigen. Schaut es an. Beurteilt es."

Treten wir ein in den Dialog mit den christlichen Konfessionen, und kommen wir nicht mit leeren Händen, sondern bringen wir unseren katholischen Beitrag mit!

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